Doktor Karl-Theodor Str. C – Str. V von und zu Guttenberg
- Feb 17th. 2011
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- Doktorarbeit . Guttenberg . Plagiatsvorwürfe . Politik . Vertrauensverlust
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Derzeit dominieren die immer zahlreicher werdenden Artikel über die vermeintliche Copy&Paste Doktorarbeit unseres Verteidigungsministers die deutsche Medienlandschaft in einem Maße, dass schon die ersten Stimmen aufkommen, ob wir zur Zeit keine wichtigeren Probleme zu lösen hätten.
Natürlich ist das eine rhetorische Frage. Ohne Zweifel haben „wir“ als Bundesrepublik Deutschland schwerwiegendere akute Probleme als die Frage, ob unser Minister Teile seiner Doktorarbeit kopiert, abgeschrieben oder schlicht schlecht zitiert hat. Arbeitslosigkeit, Wirtschaft, Umweltschutz etc.etc.. All das ist im Endeffekt wichtiger als die akademische Karriere unseres Verteidigungsministers.
Wie schnell solche Diskussionen auch früher wieder aus dem Fokus des Interesses geraten sind, kann man z.B. an der umstrittenen Doktorarbeit unserer derzeitigen Familienministerin Kristina Schröder sehen. Für einen kurzen Moment war die Aufregung groß, aber genauso schnell verebbte die Diskussion wieder und verlief letztendlich im Sande.
Aber ich finde diese Frage trotzdem wichtig, greift sie doch ein grundlegenderes, systematisches Problem auf.Die Diskussion, ob Guttenberg möglicherweise abgeschrieben hat, steht hier nämlich in meinen Augen stellvertretend für die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit unserer Politiker und inwieweit „das Volk“ seinen Politikern überhaupt noch Vertrauen entgegenbringt.
Klar ist, dass Karl-Theodor von und zu Guttenberg sich von den anderen Vertretern unserer Bundesregierung abhebt. Er ist quasi umgeben von einer Aura des Aufrichtigen, des Ehrlichen, des Anständigen. Von dieser Ausstrahlung speist sich seine Beliebtheit im Volk, die in ihm einen der wenigen Politiker sehen, den man überhaupt noch beim Wort nehmen kann.
Mal ehrlich: Käme heute z.B. raus, dass es in Peter Ramsauers Doktorarbeit Unstimmigkeiten gibt, gäbe es bestimmt ein paar Meldungen darüber in den Medien. Aber die meisten würden doch mit den Schultern zucken, denken „Was solls, das werden die schon intern klären“ und der Sache keine grössere Wichtigkeit beimessen. Oder?
Bei Guttenberg, unserem beliebtesten Bundesminister, liegt die Sache jedoch anders. Schon die kleinsten Zweifel an seiner Integrität, egal in welchem Lebens- oder Arbeitsbereich, schaden seinem Ansehen massiv und damit auch dem Ansehen von Politikern in Deutschland als Ganzes. Nicht mal das fatalistische Motto:“ Politiker sind doch eh alle Lügner, aber wenigstens der Guttenberg, der ist ne ehrliche Haut“ greift dann noch.
In diesem Sinne ist die Frage, wie die Universität Bayreuth in diesem Falle weiter verfahren will, fast schon uninteressant. Ich bin nicht sonderlich geschult in solchen akademischen Fragen, aber allein die in den Medien zitierten Textstellen sind teilweise so ähnlich, dass eine gründliche neue Überprüfung der Doktorarbeit gar nicht zur Diskussion stehen darf. Natürlich muss die Universität Guttenberg zur Rede stellen und genau so selbstverständlich muss sich Guttenberg verteidigen dürfen.
Aber wie auch immer die Sache im Endeffekt ausgeht, das Kind ist schon in den Brunnen gefallen. Natürlich gibt es Leute wie den Berufspolemiker Franz Josef Wagner von der Bild, dessen Meinungerguss sich auf „Also, ich kann von außen sagen: Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor.“ reduzieren lässt.
Das kann man aber so nicht durchgehen lassen.Sicherlich ist der Doktor als Titel nicht relevant um jemanden fachlich oder menschlich zu bewerten. Aber ein „guter Mann“ definiert sich nicht allein nur über sein Bild in der Öffentlichkeit sondern auch, und nach meiner Meinung sogar in erster Linie, über sein Handeln. Egal ob in der Öffentlichkeit oder im Privatleben. Jemand, der sich nach außen als ehrlicher Mensch propagiert aber im Privatleben seinen Ansprüchen selber nicht gerecht wird, ist kein „guter Mann“ sondern ein „Heuchler„.
Aber ich schweife ab.
Kernaussage meiner Meinung ist: Nicht nur Guttenberg als Person steht in der Kritik, sondern mit ihm auch die generell schon sehr abgenutzt Vertrauensbasis des Volkes in die Politik als Ganzes. Sollte Guttenberg als ehemaliges Positivbeispiel eines Politikers wirklich des Plagiarismus überführt werden, stürbe damit sein Nimbus als ehrlicher, als guter Mensch und guter Politiker. Ob deswegen sein Doktor aberkannt wird oder er von seinem Ministeramt zurücktreten muss, ist dahingehend gar nicht interessant. Der Schaden für die Politik durch diesen Vertrauensverlust wäre, oder ist sogar schon, massiv. Ganz unabhängig für die persönlichen Konsequenzen für Guttenberg.
– Update –
Nach den heutigen Aussagen von Herrn von Guttenberg muss ich meine Meinung noch einmal revidieren. Entgegen seinen ersten empörten Zurückweisungen der Vorwürfe, gibt Guttenberg heute den Zerknirschten und den Geläuterten und hofft wohl, mit dem Verzicht auf den Doktortitel die Diskussion zu entschärfen.
Ich bin selber negativ überrascht, dass er sich über den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe anscheinen von Anfang an so im Klaren war und erst unter dem massiven Druck der Öffentlichkeit diese eingestehen kann. Ehrlich, aufrecht und anständig sieht für mich anders aus.
Ich muss zugeben, dass ich von Beginn an nicht verstanden habe, woher die angebliche Beliebtheit Guttenbergs herrührt. Wahrscheinlich lese ich dafür zuwenig Bild, denn da wurde er ja wohl in den höchsten Tönen gelobt.
Er und seine Frau sind in meinen Augen an Falschheit und Inkompetenz kaum zu toppen.
Vielleicht steh ich mit der Meinung allein da, aber für mich war er nie Repräsentant für irgend wen in Deutschland sondern eher ein neureicher Schnösel, der auf wichtig tut, aber von nix ne Ahnung hat.
Naja, es geht auch gar nicht unbedingt um „meine Meinung“ über Guttenberg und Gattin. Ehrlich gesagt, habe ich mich gar nicht so sehr mit ihm persönlich beschäftigt. Aber er ist nun mal der beliebteste Bundesminister und muss sich nun auch an diesem Maßstab messen lassen.
Ich frag mich nur wer das entschieden hat und wie er zu diesem „Titel“ gelangt ist. Mich hat niemand gefragt, wie ich ihn finde.
Der Unions-Selbst-Verteidigungsminister könnte sich ja jetzt den Titel Dr. mendacis causa Guttenberg zulegen – Lügendoktor.
Die Äußerungen des Herrn Guttenberg zu seiner Doktorarbeit
sind genauso sprunghaft und widersprüchlich wie seine Worte zur
Kundus- und Gorch-Fock-Affäre. Was Frau Merkel zum Können ihres
Ministers ausdrückt, klingt nur noch peinlich und erweist sich von Tag zu Tag verlogener!
Die Partei, die offensichtlich einen geltungssüchtigen Betrüger
wie Herrn Guttenberg in ihren eigenen Reihen Schutz gewährt und obendrein noch unterstützt, ist nicht mehr wählbar !
Völlig unabhängig davon, ob die hier aufgetauchten Mängel an der Doktorarbeit von Zu Guttenberg von Ihm aus Nachlässigkeit oder vorsätzlich verursacht wurden, ob es wenige oder zahlreiche Fehler sind, erscheint es mir sehr musteriös, daß solch eine Doktorarbeit die Prüfungs-Kommission POSITIV passieren konnte, die den Doktortitel schließlich verliehen oder genehmigt hat. In dieser Folge ist es noch einmal mehr merkwürdig, daß man in diesem heissen Meinungskrieg bislang kein einziges Wort darüber gehört / gelesen hat, daß diese Prüfungskommission an dieser Doktortitel-Verleihung / Genehmigung MITVERANTWORTLICH ist. Schließlich gestatte ich mir, davon auszugehen, daß in dieser Sache die identischen Grundregeln gelten müßen, wie bei der Vergabe eines KFZ-TÜF-Pickerls, bei der der Prüfer des KFZ mitverantwortlich ist, wenn Er technische Fehler am KFZ übersehen hat, die innerhalb des Pickerl-Gültigkeits-Zeitraumes zu einem Verkehrsunfall führen. Nicht zuletzt gestatte ich mir auf die Tatsache hin zu weisen, daß das existierende Angebot über käufliche Doktortitel jedermann bekannt ist, der auch nur eine durchschnittlich bekannte Mail-Adresse hat. Dem zur Folge glaube ich, wäre es überfällig, sämtliche existierende Doktortitel auf deren realen Erwerb zu prüfen. Dies nicht nur ausserhalb, sondern auch innerhalb der Politiker-Kreise.
PS.: Sollte meine Stellungnahme juristische Gramatik-Fehler enthalten, die der Einfachheit meiner Person zuzuschreiben sind, ändert dies nichts an dem hierdurch sicherlich verständlichen Sinnes-Inhalt.