Alternative Firmware für Mp3-Player – Ein <3 für Rockbox

Vor einigen Wochen hat mein, eigentlich gar nicht so alter, Philips GoGear Ariaz Mp3-Player leider das Zeitliche gesegnet. Am Computer wird er zwar noch als Laufwerk erkannt, aber er springt einfach nicht mehr an. Ob irgendwas am Akku kaputt ist, keine Ahnung, auf jeden Fall lässt er sich weder durch Dauerladen noch durch Firmware-Restores wieder zum Leben erwecken (Wenn ein Bastler Interesse hat an nem defekten 8GB Ariaz gg. Porto, sagt bescheid).

Jedenfalls, da ich den quasi ohne Verpackung und Quittung geschenkt bekommen hatte, war auch nix mit Garantie. Also musste ein Neuer her.

Die Diskussion mit „Smartphone als Mp3-Player“ hab ich in diesem Kontext auch geführt, aber dafür lohnt sich schon wieder ein eigener Beitrag. Kurz gesagt: Geht mir zu sehr auf den Akku, nimmt mir beim Sport zuviel Platz weg und ist mir generell zu umständlich. Ich bevorzuge ein dediziertes Gerät, dass die ihm zugetragene Aufgabe bestmöglich erledigen kann.

Da ich schon einen Mp3-Player von Sandisk hatte und mit dem sehr zufrieden war, fiel meine Wahl auf den kleinen aber feinen Sandisk Sansa Clip. Klein, leicht, günstig, genug Speicher etc. pp.

Aber um den soll es eigentlich gar nicht gehen. Auspacken war toll. Klein, leicht und sowieso super. Aber nach dem Einschalten der erste Schock. Anders als der Vorgänger kann der Clip nicht mit einer Ordnerstruktur umgehen, sondern baut die Mp3 Datenbank allein anhand ID3 Tags auf. Da meine Musiksammlung aber nicht sonderlich gepflegt ist in dieser Hinsicht, war Ordernstruktur eigentlich ein Muss. Hab ich wohl leider bei der Recherche übersehen.

Aber es gibt, wenn man keine Hemmschwelle hat ein bisschen zu Basteln und evtl. die Garantie zu verlieren, durchaus andere Möglichkeiten.

Von Rockbox, einer alternativen Open Source Firmware für unterschiedliche Mp3 Player Modelle hatte ich zwar schon gehört, diese aber aus Mangel an einem kompatiblen Player noch nicht getestet.

Nu war es soweit. Auf die Seite gesurft, nach kurzem Check auf der Kompatibilitätsliste gesehen, dass der Clip unterstützt wird und ab dafür.

Man braucht für die Installation sowohl einen Installer, als auch die die originale Firmware von Sandisk. Dadurch ist der Player nach der Installation quasi „Dual-Boot“-fähig und man kann sowohl Rockbox als auch die Sandisk Firmware laden. Beides ist auf der Geräteseite des Rockbox-Projektes verlinkt und war in wenigen Minuten auf der HDD. Dann den automatischen Installer gestartet und nach nicht mal 5 Minuten die Erfolgsmeldung. „Rockbox ist jetzt auf dem Sansa Clip installiert.“

Erstes Anschalten gleich sehr angenehm. Ich hatte mich für ein sehr schlichtes Theme entschieden (ja, man kann aus dutzenden unterschiedlichen Themes auswählen) das auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär aussieht, aber mir im Statusdisplay viele Infos liefert, die die Standardfirmware nicht anzeigt.

Die Navigation selber ist ziemlich unspektakulär gehalten. Hat ein bisschen was von einem DOS-Fenster mit den einzelnen Menüpunkten als Ordner angezeigt, aber geht schnell und ist intuitiv.

Her erstmal eine Liste von den Dingen, die ich nach jetzt ca. 2 Wochen mit der Rockbox nicht mehr missen möchte bzw. die mir selber besser erscheinen als in der Originalfirmware

  • Schnellerer Boot – Es dauert keine 2 Sekunden vom Anschalten bis ins Menü
  • Navigation per Ordnerstruktur (Yehaaaw!)
  • Erstellen von dynamischen Playlists direkt aus der Ordnerstruktur heraus. Auch Speichern und Verwalten von Playlisten ist sehr unkompliziert möglich
  • Gapless-Playing – z.B. zusammenhängende Mixe aus mehreren Mp3s werden ohne Pause zwischen den Tracks abgespielt
  • die Laustärkenbegrenzung der Originalfirmware für Europa ist weg. Ab Werk ist der Clip für D. bzw. Europa auf seeeeehr leiser Lautstärke quasi ausgebremst (ließ sich aber auch durch Ändern der Location auf US umgehen)
  • Beim Anschluss an den Rechner ist die Mp3 Wiedergabe weiterhin möglich im Gegensatz zur Sandisk-Firmware, die dann die Wiedergabe beendet.
  • Dual-Boot. Wenn man denn möchte, kann man einfach in die Original-Firmware booten.
  • Die Installation ist reversibel. Bei Problemen einfach den Sandisk Updater starten und die originale Firmware wird wieder über Rockbox gebügelt. Daher in der Hinsicht auch ein sehr geringes Risiko Probleme mit der Garantie zu bekommen.
  • Infos im Display, die der Sandisk-Firmware fehlen wie z .B. Uhrzeit
  • Plugins – es gibt verschiedenste Plugins für die Rockbox, vom Wecker bis hin zu kleinen Spielen. Auf dem Clip aber eher nutzlose Spielerei.
  • und und und
Ich bin schwer begeistert und würde jedem mit kompatiblen Player empfehlen, mal einen Blick auf die Rockbox zu werfen.
Vollständig kompatibel ist die Rockbox mit vielen Archos und Sandisk Player, aber vor allem auch mit allen älteren iPod (ab 3rd Gen), iPod Video, Mini und Nano – Modellen.
Die komplette Liste gibt’s hier auf der Projekthomepage.
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