Meine Meinung zum iPad 2: Ein Eimer Begeisterung mit einem Teelöffel Ernüchterung

Nachdem bereits die hochgeschätzten Kollegen Caschy und Gilly ihr jeweiliges Fazit zum iPad 2 kundgetan haben, will ich auch noch mal meinen Senf zum Thema abgeben. Wie schon etwas ausführlicher beschrieben bin ich ja eher durch Glück direkt zum Verkaufsstart in den Besitz eines iPad 2 gekommen. Ich muss dazu sagen: Nicht nur hatte ich vorher kein iPad, noch irgend ein anderes Produkt von Apple. Im Gegenteil. Ich stand und stehe der großen Firma aus Cupertino eher etwas skeptisch gegenüber. Allerdings weniger wegen seiner Produkt- als wegen seiner generellen Firmenpolitik. Und als Produkt ist das iPad (2) ein geiles Stück Hardware, das muss man einfach zugeben. Aber das nur am Rande. Wie gesagt, ich hatte kein iPad 1 und daher auch keinen direkten Vergleich zum neuen Gerät. Ich kann also ganz unbefangen meinen Eindruck vom iPad 2 „as is“ abgeben. Um es mit den Worten von Gilly zu sagen: „Brauche ich ein iPad? Kein Stück.

Das Unterschreibe ich soweit. Aber es macht ungelogen eine Menge Spaß, damit Medien und Onlineinhalte zu konsumieren. Vielleicht ist eine kleine Auflistung die beste Möglichkeit zu verdeutlichen, was mir am iPad gefällt und was mir nicht so zusagt.

Was mir am iPad 2 gefällt:

  • Das Gerät selber. Klingt vielleicht etwas allgemein, ist aber so. Es ist schick, es ist wertig, es ist exzellent verarbeitet und, und das ist für mich die Hauptsache, es ist da! Auf der Couch, im Bett, auf dem Balkon – ein Knopfdruck und es ist bereit. Kein Booten, kein Hängen, keine Xtausend Fenster durch die ich scrollen muss. So hab ich mir das vorgestellt.
  • Die Geschwindigkeit. Ich habe keine Ahnung, wie sich das iPad 2 zum Vorgänger verhält, aber die Ladezeiten sind super. Ob das jetzt dem Dualcore Prozessor oder der Grafikeinheit zugeschrieben wird: Wen interessiert? Hauptsache es funktioniert. Und das tut es. Zwischen mehreren Apps switchen, Musik im Hintergrund laufen lassen, Tabs im Safari offen haben – Bis jetzt bin ich noch nicht an die Leistungsgrenzen des iPads gestoßen.
  • Akkulaufzeit. Das ist ja von je her das Killerargument des iPads. Muss man nicht viel zu sagen, 9-10 Stunden bei intensiven Einsatz (Spiele, Videos etc.) sind locker drin.
  • Die „Nahtlosigkeit“ der Medien. Ok, was meine ich damit? Ich meine damit, wie nahtlos die verschiedenen Medien auf dem Pad zusammenarbeiten. Beispiel: Ich bin in der Twitter-App oder browse über MobileRSS durch meine Google Reader Feeds. Innerhalb eines Posts oder Tweets ist ein Link. Per Klick öffnet sich der Link einfach innerhalb der App. Auf der verlinkten Seite ist ein Youtube Video. Ein Klick und das Video spielt ab. Wahlweise auch im Vollbild. Fertig geguckt – zwei Wischer nach rechts und ich bin wieder bei Twitter oder in meinen Feeds. Keine Fenster zu öffnen/schließen, es funktioniert einfach innerhalb der jeweiligen Anwendung. Das ist das, was mir bisher am besten gefällt. So macht Feedreader lesen wieder Spaß!

Was mir nicht so gut gefällt:

  • Die Kamera. Sorry, wenn ich jetzt das allseits bekannte zum hundertsten Mal durchkaue, aber trotzdem ich es durch die Testberichte und Bildbeispiele hätte besser wissen müssen, bin ich erstaunt und verwundert, wie schlecht die Back-Camera eigentlich ist. Natürlich rennt man (also zumindest ich) nicht mit dem Pad vor der Nase in der Gegend rum um hochklassige Fotos zu schießen. Aber sogar für „mal eben ein Twitpic-Bild hochzuladen, ist die Qualität eigentlich zu beschissen. Da geht wieder ein Teil des „nahtlosen“ Medienkonsum flöten, den ich vorher noch so gelobt habe. Wenn ich eben schnell was fotografieren will und dann doch das iPad aus der Hand legen muss um mein Handy oder eine Kamera zu holen – Fail! Und davon mal abgesehen kann ich es auch nicht mit dem stylischem und hochwertigem Anspruch in Einklang bringen, den Apple doch sonst an seine Produkte hat. Die Cam ist einfach billig.
  • iTunes! Aber das hat mit dem Gerät ja eigentlich nichts zu tun und verdient einen eigenen Absatz.
  • Noch kein Jailbreak. Ich sitze wirklich mit kribbelnden Fingern auf glühenden Kohlen und warte auf die Veröffentlichung eines JB fürs iPad 2. Ich glaube, in dem Gerät steckt noch sehr viel mehr Potential, wenn man es nur richtig einsetzen bzw. ausreizen könnte. Ich hatte ja noch kein Applegerät, vielleicht erliege ich da auch einer Täuschung was ein Jailbreak alles für Wunderdinge ermöglicht. Aber trotzdem, ich warte drauf.

Ja, die Kamera ist eigentlich auch schon das Einzige am Gerät selber, das mich absolut enttäuscht hat. Einiges, was nicht so gut klappt, habe ich auch gar nicht von dem iPad erwartet. So z.B. ist es kein Gerät, mit dem ich persönlich viel Content produzieren kann. Mal eben eine kurze Mail oder einen Tweet abschicken, dazu langt das iPad allemal. Aber spätestens für längere Mails, geschweige denn Blogposts o.ä. ist für mich eine physikalische Tastatur einfach unersetzlich. Kann man natürlich nachrüsten, hab ich aber noch nicht vor.

Ein grösseres Problem habe ich mit iTunes und der „App-Politik„. Viele sind ja immer schwer begeistert von der großen Auswahl und dem gut gepflegten App-Shop. Stimmt schon, die Auswahl ist recht groß, aber wenn man bestimmte Sachen sucht oder sich intensiver umguckt, köchelt der Store doch auch in eine recht kleine Auswahl von „bekannten“ Apps zusammen. Von denen die meisten kostenpflichtig sind und viele keine Lite- oder Testversion anbieten. Man kann mir hier gerne eine gewisse „Kostenlosmentalität“ vorwerfen. Dazu kann ich nur sagen: Stimmt!

Ich bin es in meiner Windowswelt einfach gewohnt, dass es für jeden noch so exotischen Einsatzbereich eine Free– oder zumindest Shareware gibt, die die gewünschte Funktion bietet. Passt alles soweit, kann man sich dann überlegen ob man bereit ist, Geld dafür hinzulegen. Bei Apple ist das oftmals nicht möglich und man kauft so gesehen die „Katze im Sack“. Das ist vor allem ärgerlich, wenn es für eine bestimmte Version (z.B. eine Winamp-Remote) anscheinend nur eine einzige ernstzunehmende App gibt, diese kostenpflichtig ist und die Kommentare über deren Qualität eher widersprüchlich sind. Man könnte meinen, 0,8 bis 2 € sind nicht so viel Geld. Ist es auch nicht, aber auf gut Glück Geld hinzulegen, das ja zum Teil auch an Apple selber geht? Davor habe ich eine gewisse Scheu.

Was mich grade ganz speziell nervt: Warum gibt es keine vernünftige App zum Streamen von Mp3 auf das iPad? Ich musste jetzt tatsächlich in den sauren Apfel (haha!) beißen und meine Mp3 Bibliothek noch einmal von iTunes erfassen lassen um dort die Privatfreigabe nutzen zu können.

Und, wo wir grade beim Thema sind: Warum um alles in der Welt erlaubt Apple für seine Privatfreigabe nur für maximal 5 Geräte und setzt zwingend die Anmeldung an iTunes vorraus?! Für mich absolut unnötig. Ich will mir den Aufschrei gar nicht vorstellen, wenn Microsoft auf die Idee käme, die Funktion der Heimnetzgruppen zwingend an einen Live-Account zu koppeln und nur 5 Geräte zu unterstützen.

Das ist für mich unnötige Schikane des Users.

Trotzdem bleibt mein Fazit ein positives. Das iPad 2 ist ein cooles Stück Hardware, dass meine Erwartungen an Qualität und Nutzwert vollständig erfüllt. Mehr bleibt mir nicht zu sagen, ich habe den Kauf bisher nicht bereut.

 

 

  1. Unterschreibe ich in allen Punkten! Er spricht mir aus der Seele..(die Story meines Erstkontaktes mit dem Pad, ist mit Deiner absolut identisch!)

  2. Hallo Karsten, ich habe seit gestern auch mein iPad 2 – ich kann dir in allen Belangen zustimmen.

    Allerdings werde ich in den nächsten Wochen erst feststellen ob ich das iDevice wirklich aktiv nutze oder nur mal am Wochenende oder so. Sollte das so sein, werde ich es sicherlich wieder verklingeln – aber schauen wir mal. 🙂

    Viele Grüße, Nico

    PS: Ich nutze für den Google Reader „Reeder for iPad“ – sehr sehr gelungen. 🙂

    • Frank
    • Apr 15th. 2011 11:37pm

    Ein guter Artikel.

    Das Teil ist wirklich gut.
    Solange Apple jedoch seine Firmenpolitik nicht ändert warte ich lieber auf ein anständiges Pad mit Android, bzw. solange, bis ich es mir leisten kann;-)
    Alleine schon, dass man für jede Selbstverständlichkeit (ich sag nur SD-Karte!) einen Adapter benötigt, ist in meinen Augen lächerlich.

      • admin
      • Apr 15th. 2011 11:43pm

      Ich sehe es „prinzipiell“ ähnlich wie du. Eigentlich wollte ich auch auf ein Android Tablet warten. Vor allem weil ich mit dem OS bei meinem Handy super zufrieden bin, auch wenns schon ein älteres Modell ist. Aber als das iPad 2 vorgestellt wurde, bekam ich so einen „Will ich haben“ Schub. Technikfieber? Gadgetwahn? Ich weiss es nicht 😉 Aber die Hardware an sich ist schon verlockend. Mal gucken, wie sich Android in den nächsten 1-1.5 Jahren im Tabletbereich entwickelt, die stehen da ja quasi noch am Anfang. Aber ich glaube das hat großes Potential, sieht man ja an der Android Weiterentwicklung bei den Smartphones

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