Ein Gruß aus der Heimat – Filmreihe „Deprimierendes Emsland“

Ein guter Freund hat mir einen Link über ein Thema zukommen lassen, dass ich euch nicht vorenthalten möchte. Wie vielleicht schon nebenbei erwähnt, bin ich ja im beschaulichen Emsland aufgewachsen. Ein Landkreis in der nordwestlichen Tiefebene. Noch nicht ganz Ostfriesland und knapp an Holland vorbei. Besonders viel Spektakuläres gibt es von dort im Allgemeinen nicht zu berichten.

Der durchschnittliche Emsländer ist Katholik, wählt CDU, geht im Winter gerne Boßeln , spielt im Sommer gern Flunky-Ball (dass mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar im Emsland seien Ursprung hat) und ist im Allgemeinen ganz zufrieden mit sich und der Welt.

Jetzt allerdings gerät diese Idylle ins Wanken. Grund dafür ist eine Videoreihe auf Youtube von der Userin „Deichkoenigin“ mit dem vielsagendem Namen „Deprimierendes Emsland“. Darin zu sehen – kurze ungefilterte und unzensierte  Momentaufnahmen des emsländischen Alltags. Ein winterlicher Gang durch die Meppener Innenstadt, sich einsingende Jungschützen auf dem Wesuweer Schützenfest oder ein sich einsam drehendes Karussell auf der Herbstkirmes. Solche dramatischen Einblicke in die innere Verfassung gewährt das eher introvertierte Emsland Fremden eher selten und einige Einheimische sehen sich und ihren sorgsam gehegten Lokalpatriotismus von den eingestellten Videos und vor allem von der Assoziation  „deprimierend“ verunglimpft. Sogar die hiesige Lokalpresse, in Form der „Neuen Osnabrücker  Zeitung“ nahm sich des Themas an, interviewte die Produzentin der Videos und berichtet ausführlich.

Man sieht, der Volkszorn kocht hoch.

Aber Spaß beiseite. Daran, dass sich einige verirrte Menschen auf Youtube über die Videos aufregen, sieht man ja, das es im Emsland nicht sehr viel geben kann, worüber man sich sonst aufregen könnte. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass im Emsland eine eher ruhige, fast schon stoische, Mentalität herrscht und man sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Aber grade bei Themen wie Lokalpatriotismus und Heimatverbundenheit hört der Spaß bei einigen Betroffenen sehr schnell auf und die Fähigkeit zur Selbstironie oder das Erkennen von Realsatire kann man auch nicht bedingungslos voraussetzen.

Ich persönlich finde die Videos klasse, eben weil sie mit einfachen Mitteln die kleinen, skurillen oder nichtssagende Szenerien wiedergeben, in denen ich oft kleine Details aus meiner Jugend wiedererkenne. Und dieses Wiedererkennen finde ich sowohl witzig als auch schön.

Auch wenn für mich persönlich relativ schnell feststand, dass ich im Emsland nicht sesshaft werden würde (doch zu ländlich und konservativ die Mentalität) komme ich immer gerne für die Familienbesuche zurück denn irgendwie ist dieser deprimierende, ländliche, konservative, verkappte, stoische und pragmatische Landkreis an der Grenze zu Holland doch auch ein Stück meine Heimat und hat mich in gewisser Weise geprägt.

Und, um es abschliessend zu sagen, genau solche Videos könnte man in meinem derzeitigen, fränkischen Exil auch jederzeit abfilmen. Landleben und Dörfer gibts hier im Umkreis auch genug.

Hier nun meine Favoriten aus der Filmreihe: „Deprimierendes Emsland“:

Deprimierendes Emsland: 8. Mai. Wesuwe

Deprimierendes Emsland: Sögel-Der Kreisbläserobmann lässt bitten:

Deprimierendes Emsland: Herbstkirmes in Meppen:

Alle weiteren Videos gibts auf dem Youtubekanal der Deichkönigin

–UPDATE–

Das Medienecho wird grösser. Die Deichkönigin hat es in die Heise Telepolis Videoschau geschafft. Inklusive meinem „wohlmeinenden Kommentar“ zum Channel von meinem Youtubeaccount „RevolvermannOnline“ (Music only). Leider ohne Link. Ein Bloglink von der Telepolis, das wäre schon was. Würd ich mir einrahmen :D.
Zusätzlich hat der NDR das Thema ebenfalls aufgegriffen. Link
und ein gewisser „Rober Koop“ hat in seinem Blog ebenfalls ein Kommentar zu den Filmen abgegeben.

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