Das Killerargument des „Guten Politikers“

Guttenberg ist zurückgetreten. Endlich bzw. wie ich finde viel zu spät. Aber um das „Wie und Wann“ gehts mir grade gar nicht.

Hier auf der Arbeit wurde nämlich sein Rücktritt durchaus gespalten aufgenommen. Während ich zu der „Der Rücktritt war unvermeidlich und kommt viel zu spät“ Fraktion gehöre, gibt es durchaus Kollegen, die Guttenberg gerne weiter im Amt gesehen hätten.

Auf meine Nachfrage, warum Guttenberg ihrer Meinung nach im Amt verbleiben sollte, war vor allem das Hauptargument, weil er eben ein „so guter Politiker“ gewesen sei. Das allerdings hat mich dann doch etwas irritiert. In meiner Selbsteinschätzung sehe ich mich zwar als einigermaßen politisch interessierten Menschen der sich über das politische Tagesgeschehen auf dem Laufenden hält. Aber trotzdem würde ich mir mit meinem begrenzten Wissensstand über das Verteidigungsministerium und den Wehretat doch kein Urteil über die Qualität der Arbeit des Ex-Ministers erlauben.

Es folgte die Beweiskette, dass er ja selber „lange gedient“ hatte und sich daher im Wehrbetrieb gut auskennen und auch durch seine kameradschaftliche Art bei der Truppe „gut ankommen“ würde.

Ich musste selber recherchieren, aber laut dem Wikipediaeintrag von Guttenberg, leistete er 1991-1992 grad mal seinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern ab. Zwar schon irgendwo eine „Eliteeinheit“, aber nach meinem Verständnis ist der abgeleistete Wehrdienst kein langfristiges Engagement im Bundeswehrumfeld, sondern so ziemlich das Mindestmaß. Und das zweite Argument von der guten Kameradschaft. Natürlich mag es für die Moral der Truppe gut sein, wenn der Minister sich mal zu den Kameraden in den Graben legt, aber das hat doch mit „guter“ Wehrpolitik nichts zu tun, sondern ist bloße PR. Gute PR, zugegeben, aber eben doch nur Öffentlichkeitsarbeit.

Ich finde es schade, wenn die politische Diskussion teilweise auf so einem niedrigen Niveau geführt wird, und gute Öffentlichkeitsarbeit in der allgemeinen Diskussion mit guter Politik gleichgesetzt wird.

Mal davon abgesehen, dass er mir, bis auf die sowieso unvermeidliche Aussetzung des Wehrdienstes, nicht durch besonders konkrete Ideen und bahnbrechende Reformen aufgefallen wäre, glaube ich auch gar nicht, dass er eine besonders schlechte Politik vertreten hätte. Aber wie gesagt, dazu kenne ich mich einfach zu schlecht in dem Ressort aus. Und diese Gewissheit, dass man sich schnell eine plakative Meinung von etwas bildet, von dem man objektiv gar keine Ahnung hat, sollten viele bei ihrem Meinungsbildungsprozeß mal berücksichtigen.

Oder, um es stark verkürzt, mit Sokrates zu sagen:

Ich weiß wenigstens, dass ich nichts weiß!

UPDATE–

Fefe hat sich dann gestern auch mal der Frage nach dem „guten Politiker“ Guttenberg angeguckt und hat auf folgenden Artikel in der „Zeit“ gelinkt: Guttenberg scheitert als Reformer

Kann man sich vielleicht noch mal anlesen, aber vorsicht: enthält politische Informationen!

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